Antifouling ade!
Ich versuche ja, wo es geht, meinen Footprint zu verkleinern. Mit einem Boot ist das relativ schwer möglich. Ok, ist ein Segelboot, hat keinen Diesel mehr aber Lithium ist nun auch kein Quellwasser. Ich reinige unser Boot oft mit Seewasser und sehr selten mit umweltbelastenden Reinigungsmittel. Wenn, dann wird das nicht einfach nachgespült sondern mit Tüchern abgewischt. Mehr geht wahrscheinlich nicht, außer man verzichtet komplett auf ein sauberes Boot.
Beim Antifouling scheiden sich die Geister. Während nicht wenige jedes Jahr Unmengen an Biozid auf ihre Rümpfe schmieren, komme ich mit ca. einem Anstrich pro 4 Jahre aus. Der Brombachsee steht nun nicht so sehr unter Bewuchsdruck als das mehr notwendig wäre. Aber wie kann ich das auf null reduzieren?
Ein Biozidfreies Antifouling wäre schon mal ein Schritt in eine andere Richtung. Nur wird hier Biozid gegen andere aktive Wirkstoffe getauscht. Oder wie sind die vielfältigen Warnhinweise zu verstehen…
Gefahrenhinweis eines biozidfreien Antifoulings
” H226 Flüssigkeit und Dampf entzündbar; H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken; H317 Kann allergische Hautreaktionen verursachen; H410;Sehr giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung; P102 Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen; P103 Vor Gebrauch Kennzeichnungsetikett lesen; P271 Nur im Freien oder in gut belüfteten Räumen verwenden; P273 Freisetzung in die Umwelt vermeiden; P271 Nur im Freien oder in gut belüfteten Räumen verwenden; P272 Kontaminierte Arbeitskleidung nicht außerhalb des Arbeitsplatzes tragen; P210 Von Hitze, heißen Oberflächen, Funken, offenen Flammen und anderen Zündquellen fernhalten. Nicht rauchen; P260 Staub/Rauch/Gas/Nebel/Dampf/ Aerosol nicht einatmen; P280 Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz tragen; P284 [Bei unzureichender Belüftung] Atemschutz tragen; P301 + P310 + P331 BEI VERSCHLUCKEN: Sofort GIFTINFORMATIONSZENTRUM/Arzt/… anrufen. KEIN Erbrechen herbeiführen; P305 + P351 + P338 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen; P302 + P352 BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT: Mit viel Wasser/… waschen; P304 + P340 BEI EINATMEN: Die Person an die frische Luft bringen und für ungehinderte Atmung sorgen; P333 + P313 Bei Hautreizung oder -ausschlag: Ärztlichen Rat einholen/ärztliche Hilfe hinzuziehen; P391 Verschüttete Mengen aufnehmen; P403 + P233 An einem gut belüfteten Ort aufbewahren. Behälter dicht verschlossen halten; P235 Kühl halten; P501 Inhalt/Behälter in Übereinstimmung mit allen lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Gesetzen entsorgen bzw. zuführen.“
Quelle: LeFant SPF – Biozidfreies Antifouling
Hier kann man in der Sammlung der Codes nachforschen.
Als gefährliche Inhaltstoffe werden z.B. Dikupferoxid und Kolophonium angegeben.
Dikupferoxid
Es ist schon klasse, wenn man mit “frei von Kupfer” Werbung macht und dann eben Dikupferoxid einsetzt. Wo ist der Unterschied? Vielleicht erklärt die Produktbeschreibung zu Dikupferoxid einiges.
Kolophonium
Kolophonium hingegen erscheint einem da als recht harmlos. Ein Harz das, wenn überhaupt, allergische Reaktionen auslösen kann. Man kennt es auch als Paste zur Reinigung des Lötkolbens. Schwierig wird es, wenn es in den Wasserkreislauf gelangt. Wie auch Zitrusöle in vielen Reinigern ein quasi Bio-Image vermitteln, wird eine steigende Belastung über die Zeit die Gewässer belasten. Vielfach ist die Auswirkung bei bestimmten Mengen auf die verschiedensten Tiere und Pflanzen einfach noch nicht erforscht.
Für mich alles ein Nogo! Vor allem, wenn man dann im Datenblatt noch Xylol und anderes findet. Die Lösungsmittel sind noch die ungefährlichsten Zutaten.
Welche Alternative?
Kein Antifouling wäre ideal. Da müsste das Boot nach dem Segeln aber aus dem Wasser oder zumindest nicht dauerhaft im Wasser liegen. Das verhindert die Infrastruktur bei uns am See.
Es akzeptieren das man sich Bewuchs einfängt und jeden Winter den Rumpf säubern? Die Frage ist, wie würde der Rumpf aussehen? An den wenigen Metallteilen des Antriebs waren über die Saison kleine Muscheln heimisch geworden. Wäre das auf dem gesamten Rumpf, würde ich abschaben müssen und danach sehr wahrscheinlich den Rumpf wieder, zumindest teilweise, aufbauen. Epoxy, Shield und wie die ganzen Mittelchen heißen. Da stellt sich die Frage, was geben diese Stoffe ins Wasser ab?
Wenn wir von Epoxy ausgehen, relativ nichts so fern wir uns in normalen Temperaturbereichen bewegen. Hier wird u.a. über die “Grundzutaten” des Epoxydharzes berichtet. Bisphenol A und Epichlorhydrin können beide gesundheitliche Schäden hervorrufen. Sicherlich nicht in der Form in der wir Segler normalerweise Epoxy “konsumieren”, nämlich als fertiges Produkt. Trotzdem ist und bleibt es Chemie, die über die vielen Jahre im Wasser diffundiert und Inhaltsstoffe in das Wasser abgibt.
Ob die Mengen zu einer spürbaren Umweltbelastung führen? Ich meine, wenn man A+B+C+C+C+D*….. zusammen zählt, dann zählt jedes Milligramm eines jeden Menschen der umweltgefährdende Stoffe freisetzt.
Ein Holzboot!
Das wäre natürlich eine Maßnahme. Boote aus Holz, ohne Leichenhemd (Harz- oder Lacküberzug) sind natürlich wesentlich umweltfreundlicher so fern die Holzgewinnung entsprechend nachhaltig passiert. Und nein, nicht FSC – eine der größten Lügen der Umweltvernichtungslobby. Unsere heimischen Hölzer sind für den Bootsbau weniger geeignet. Deshalb rauben wir die heimischen Hölzer der Regenwald Regionen, stempeln ein FSC drauf, weil wir danach ja neue Bäume pflanzen, die dann aber Öl spenden. Schaffen Monokulturen und bringen das Klima ganzer Kontinente ins Schwanken.
Ok, verstanden. Das wird dann wohl nichts.
Folie auf Rumpf!
Es gab bereits mehrere Anbieter die Folien als Antifouling Ersatz anbieten. So richtig durchzusetzen scheint sich das nicht. Vielleicht liegt es am Preis oder das man das eben sehr schwer selbst machen kann, wenn man die Erfahrung in der Verarbeitung von Folien nicht hat.
Aktuell habe ich eine Anfrage bei Renolit die solche Folien herstellen. Der Preis inkl. Arbeitszeit und Vorbereitung ist nicht ganz ohne. Sollte solch eine Folierung aber die versprochenen 6-7 Jahre halten, dann ist das eine Alternative. Da der Bewuchsdruck bei uns relativ niedrig ist, könnte die Folie evtl. noch länger ihren Dienst tun. Die Fragen die ich gestellt habe:
- Wie verhält sich die auf Stoß Verarbeitung der Folienstücke bei einem Boot welches häufig an Gurten gekrant wird?
- Der Reinigungseffekt tritt ab 7 Knoten ein. Das ist für viele Segelboote bereits über Rumpfgeschwindigkeit. Wie schaut die Folie aus wenn das Boot diese 7 Knoten nie erreicht? Reicht dann der Dampfstrahler nach dem Kranen?
Ich bin auf die Antworten gespannt. Sind diese für mich ok, dann werde ich 2020 meinen Rumpf folieren lassen. Am Bodensee wird das anscheinend bereits umfänglich praktiziert.
Ich lasse den Beitrag bewusst offen stehen. Da kommt noch was …… 🙂
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