Da fahre ich nichts ahnend zum Boot, um die neuen Raymarine Gerätschaften ordentlich einzubauen und dann das.
Angekommen erst einmal einen Blick in die hintere Backskiste um zu prüfen ob meine Kassettenleiter-Installation endlich dicht hält. Es regnete ja mindestens 3 Tage am Stück und so war ich auf der einen Seite nicht überrascht aber auf der anderen Seite echt verärgert das in der Kiste ziemlich viel Wasser war und meine Kanister Variante wieder nicht dicht gehalten hat. Entschluss: Die Leiter kommt im Winter raus und der Ausschnitt wird wieder geschlossen.
Es waren 3 X 10 Liter Eimer die ich mit dem Schwamm und einem “Tote Hosen” Konzertbecher befüllt habe. Zum Glück habe ich die unteren Durchbrüche nach innen abgedichtet aber lieber dann doch mal nachschauen. In einem doppelwandigem Boot gibt es nicht so viele Stellen wo man ohne zu schrauben schauen kann. So habe ich den Motordeckel angehoben und mein Puls ging nach oben.
Wasser im Boot!
Der erste Gedanke, meine Abdichtung der Backskiste ist doch nicht dicht. Erstmal egal und ich schraube die seitlichen Kisten raus, schraube die Kielkasten Abdeckplatte raus und überall Wasser. Wir hatten letzte Woche die Wasserinstallation getestet und den Frischwassertank gefüllt und das Wasser wieder über die Waschbecken abgelassen. Kam es vielleicht daher? Erstmal Wasser schöpfen. Die verwinkelten Stellen des Bodens bekomme ich nur mit dem Schwamm trocken. Es läuft dann aber immer wieder Wasser nach da das Boot sich natürlich bewegt.
Strom aus!
So während ich das Wasser entferne, schaue ich auf die 230V Dosen die vielleicht 1-2 cm oberhalb des Wasserspiegels liegen. Ups, schnell die Finger weg und raus um den Landanschluß abzuziehen. Nicht auszudenken….. ich war voll unvorsichtig! Aber mir gingen 1000 Sachen durch den Kopf und dann..
Die Pumpe!
Die Osculati Pumpe hat seitlich einen Filter angebaut. Dieser Filter nimmt die Leitung vom Frischwassertank an. Alles Wasser geht hier durch. Da noch ein Rest Wasser in der Leitung war, sah ich woran es lag. Der Deckel der Pumpe hat einen Riss, eine Bruchstelle.
Die Bruchstelle war genau nach unten gerichtet wodurch das meiste transportierte Wasser auf direktem Weg in den Rumpf lief. Scheibenkleister. Ich hätte mir in den Arsch beißen können, dass ich das nicht beim Test des Frischwasser Systems kontrolliert habe.
Neuer Deckel bzw. eine neue Filtereinheit habe ich bereits geordert. Bin mir aber unschlüssig, ob ich hier überhaupt einen Filter haben muss. Ich filtere das Wasser beim Einlaufen in den Edelstahl Tank. Wahrscheinlich lass ich sie weg. Von wegen. Ich bekomme die Pumpe nicht ab da der Verschluss Schieber in der Mitte gebrochen ist und somit die Hälfte stecken bleibt und die Demontage unmöglich macht. Hmmmh, eine komplette neue Pumpe – hab ich grad echt keine Lust darauf.
EDIT 29.07.2017: Alles test halber angeschlossen, Apps getestet und Plotter konfiguriert. Schon echt klasse. Alles spielt zusammen. Wegpunktdaten werden an die Multi-Anzeige übertragen und es ist schnell und exakt. Einzig die Remote Control App ist auf meinem Android komplett unbrauchbar und unter aktuellem IOS geht der Menübutton nicht und somit eigentlich auch fast unbrauchbar. Aber Luxusproblem weil ….. 🙂 egal!
Noch n kleiner Wermutstropfen obgleich ich es ja fast geahnt habe. Um Navionics vom IPad auf den Plotter zu syncen braucht es die Karten 2 Mal. Tu ich mir nicht an. Dann halt Wegpunkt / Routen Export und Import. Man hätte da wenigstens nen Discount einrechnen können 🙂
Nun hab ich das gesamte System fertig und da kommt eine neue Herausforderung. Ein Plotter will integriert werden.
Die Wahl beim Plotter fiel auf einen Raymarine MFD aus der A-Serie. Der A65 ist der kleinste der A-Serie Geräte aber für meinen Zweck vollkommen ausreichend. Der Vorteil den ich gegenüber anderen Systemen sehe, Raymarine MFD (Multi Function Display) haben eine umfangreiche Wifi Integration. So ist es möglich die Routen mit der Navionics App auf dem iPad zu planen und dann einfach auf den Plotter zu übertragen. Oder per Raymarine App das Display aufs Tablet spiegeln und den Plotter komplett via Tablet oder Smartphone zu steuern.
Jetzt wird einer sagen – alles vollkommen übertrieben. Recht haste! Aber ich machs trotzdem *bääh*.
Weiterhin kann dieses kleine Kistchen eine Vielzahl zusätzlicher Systeme verwalten. Vom Radio bis hin zum Radar und einer Videoüberwachung. Alles geht. Und genau das ist es, was mir so gefallen hat.
Der Wermutstropfen!
Neue Technik auf der Make 25 Linguini verlangt meist umfangreiche Veränderung. Und so auch hier. Bis dato war alles auf NMEA 0183 Kommunikation ausgelegt. Outdated würde der eine sagen, ausgereift der andere. Auf jeden Fall wird kaum mehr mit NMEA 0183 Fokus entwickelt. Der A65 ist zwar nicht brandneu aber NMEA Integration ist nicht. Zur Kommunikation wird Seatalk NG (Next Generation) oder RayNet verwendet.
Doch was mach ich jetzt mit meiner NMEA 0183 Installation? Ausbauen und gut verkaufen!
Nach längerem hin und her werde ich ein Micro Talk Wifi Interface nutzen, welches die TackTick Geräte per Funk ansteuert und die Daten synchron per Seatalk NG an den Plotter leitet. Da Seatalk ein Datenbus ist, ist die Installation der ersten Systeme immer etwas aufwendiger. Ok, so aufwendig dann auch nicht.
Die neue Systemübersicht
Das NMEA Wifi Interface sowie der vYacht Router fallen weg. Dafür kommt das Micro Talk System und der Seatalk NG Bus. Bei den Apps bin ich dann eingeschränkter. Sprich, es gibt keine TCP/IP Verbindung aller NMEA Datensätze mehr. Stattdessen werde ich auf dem iPad Navionics mit dem Ray Plotter Sync verwenden sowie af dem Smartphone z.B. die Raymarine Remote App. Mehr brauch ich nicht. Alle weiteren Funktionen hab ich im Plotter vereint.
Bin gespannt wie zufrieden ich damit sein werde. iNavx kann ich somit nur noch solo auf dem iPad verwenden, das tut am meisten weh. Aber das ist ein definitives Luxusproblem!
Nun war es endlich so weit. Das Wetter am Wochenende war kein Segelwetter und wir haben uns die Wasserversorgung der Make 25 Linguini vorgenommen. Das System besteht aus einem 100 Liter Wassertank im Bug, einer Pumpe, die den Wasserdruck bei Anforderung aufbaut, sowie zwei Pumpen die das Wasser aus den Lenzbrunnen absaugen. Hinein in den Grauwassertank den man wieder über eine Pumpe entleeren kann. Das geht ganz gut per Kanister.
Also Wasser eingefüllt und Pumpe aktiviert. Ratter ratter bis der Druck aufgebaut ist (ca. 5 Sekunden) und dann den Wasserhahn geöffnet. Erstmal ne größere Sauerei bis die Luft aus der Leitung war, dann frisches Wasser aus dem Hahn. Was will man mehr. Alles wird schön brav in den Abwassertank gepumpt und den pumpt man über die Wastepumpe nach außen in einen Kanister oder hier, weil Tank pikobello gereinigt und es ja nur “Testwasser” war, in den See.
Zum Einfüllen des Wassers per Kanister muss ich noch einen Schlauchtrichter anfertigen, dann ist das System komplett. Schön das man dann zum schnell mal Zähne putzen nicht rausmuss 🙂
Geschafft! Gerade sitzen wir beim 1. WSC auf der Terrasse und warten auf die Siegerehrung. Das 3. mal 24h Regatta ist geschafft. Es gab eigentlich 3 Regatten. Die Klassik Trichter mit ihren wirklich wunderschönen Booten, die 6 Stunden Regatta und die 24h Regatta. Ein Melderekord (26 Boote) was sehr erfreulich für den Segelsport im Allgemeinen und den Brombachsee im Besonderen ist.
Das Wetter hatte alles, von viel Sonne über sehr viel Wind, Blitz und Donner und zum Glück keinen Regen. Die Wetterdaten vom Samstag sagen alles 🙂 Mein Windmesser der Make 25 hat eine TWS von 31 Knoten gespeichert. Also knapp den 38 Knoten aus dem Weg gegangen 🙂 Sonntag gab es ebenfalls ordentliche Böen, die Windfinder Werte sind hier allerdings nicht ganz stimmig gegen 10.30 Uhr gab es mehrere Hammerböen die uns, unter Vollzeug in ordentliche Schwierigkeiten gebracht haben. Ein Binnenrigg hat eben nicht nur Vorteile.
Die Nacht zum Sonntag war sehr sanft zu uns 🙂 bis auf eine Brombachsee typische Böe um 1 Uhr die uns mit 7 Bft daran erinnerte “hey es ist Regatta!”.
Gute Organisation und viel Spaß ;-). Und für die, die der italienischen Sprache nicht mächtig sind, Linguine ist die Pasta, LINGUINI ist ein Name (z.B. der Koch aus Rattatouile). Das i bzw e macht den Unterschied. Also nochmal gaaanz langsam, die Make 25 heißt Linguini! Aber weiter…
Grandios war das Gewitter, das wir vom Logenplatz aus bestaunen konnten.
Wir waren knapp drunter aber immer noch weit genug entfernt. Das Ölzeug hatten wir bereits rausgekramt als eine illustere Schaar auf der MS Brombach uns zum Fotoobjekt wählte. Sah wahrscheinlich schon spektakulär aus, ein Segelboot mit ordentlich Krängung, in Ölzeug gekleidete Segler und die bedrohliche Kulisse im Hintergrund. Nach 20 Minuten Ölzeug ausgezogen, weil der Wind nachließ und es viel zu warm war. Wir hätten uns jetzt über Regen durchaus gefreut. Überhaupt war es recht schwül und das schlug früh morgens in eine kalte Feuchte um. Trotzdem gehört das segeln in den Sonnenaufgang zum Schönsten überhaupt. Ein Grund warum ich die 24h Regatta so schätze. 3-7 Uhr in der Früh ist eine wundervolle Zeit um am See mit meiner Make 25 zu segeln. Bevor wir “schlafen gegangen” sind, noch ein schnelles Bad im See. Eine Flaute ausgenutzt und uns den Schweiß und Bepp vom Körper gespült. Das war extrem erfrischend und hat uns die Lebensgeister zurückgebracht. Danach gab es Käse, Karotten, Baguette und einen Bordeaux. Die Jungs haben sich noch eine Steaksemmel von der Rennleitung schmecken lassen und dann ging es guter Stimmung in die Nacht.
Und bei solchen Stimmungen passieren seltsame Dinge…..
Zum Beispiel das spannende “Matchrace” der Nacht zwischen einer Melges und Linguini (i!).
Aber auch die Melges Crew hatte viel Spaß bei der die gesamte Nacht andauernden Challenge.
Platzierung
EDIT: Die Ergebnisse sind falsch berechnet und bei der Siegerehrung verkündet worden, zu unseren Gunsten bzw. nun zu unseren Ungunsten. Ich habs dem 1. WSC gemeldet, denn fair muss das schon sein, auch wenn wir einen Platz verlieren.
EDIT 2: Korrigierte Ergebnisse werfen uns einen Platz zurück. Scheibenkleister! Trotzdem klasse!
Wir waren angetreten um nicht den letzten Platz zu erreichen, sondern mindestens einen davor. Nun waren wir selbst überrascht, dass wir nach mehreren Pannen, die uns viel Zeit und Strecke gekostet haben, nebst einer Bekehrung in Lattenkunde während des nächtlichen Chillens, den 2. Platz (korrigiert 3) in der 24h Wertung geholt haben. In der Theorie und nachträglichen Betrachtung ein super Ergebnis. Ziel erreicht! Neben diesem erfreulichen Ergebnis war es für mich eine tolle Erfahrung unser neues Boot richtig kennenzulernen, seine Grenzen auszusegeln und sich am Ende über das richtige Boot zu freuen.
Der Start
Danke Gerald (Varuna) für die Bilder! Gerald hatte unsere Frauen und Luis an Bord und sie verfolgten die Regatta vom Boot aus.
Beim 3. Mal wird alles anders! Und so war es auch. Gut vorbereitet segelten wir zur Startlinie und segelten bei Start + 11 Sekunden über die Startlinie. Um uns herum das Feld der drei parallelen Regatten. Gnadenlos und gnadenlos geil. Wir waren so ca. auf Platz 5-6 als wir den Gennaker hissten. Steht, Wind, Bäng. Ich weiß gar nicht mehr was so heftig war, wahrscheinlich die hektischen Bewegungen an Bord und die Böe. Auf jeden Fall mussten wir den Gennaker rollen und bergen, mussten den Bug wechseln und bekamen die Tüte viel zu spät wieder hoch. Das Feld zog an uns vorbei.
Wir hatten kurz darauf die Verfolgung aufgenommen aber die ersten beiden Runden machten nicht wirklich Strecke gut. Die toll segelnde Pintail hatten wir überholt aber ab da war sie ständig dicht auf. Klaus ist ein sehr guter Segler und kennt den See wie wenig andere. Leider hat er die Regatta frühzeitig wegen, ich nenne es mal, steinzeitlichen Ausdrucksweise/Benehmens der Rennleitung, freiwillig beendet. Klaus, ich kann Dich gut verstehen! Wäre er im Rennen geblieben, dann hätten wir es noch schwerer gehabt.
Nach einer Strategieänderung wendete sich das Blatt und wir segelten gut, meist konzentriert und machten nur noch wenige Fehler. Diese wenigen Fehler sind es aber die es am Ende ausmachen. Aber hey, verglichen mit vielen der anderen Teilnehmern bin ich und die Crew Thorsten und Frank blutige Anfänger. Das noch auf einem für die Crew unbekannten Boot. Die Platzierung stimmt mich freudig und somit ist das Thema 24h Regatta durch. Abgehakt!
Was nie abgehakt sein kann, sind Bilder des heutigen Morgens sowie des Unwetters gestern. Leider sind die Bilder lediglich aus dem Smartphone. Die Farben waren der Hammer, nur minimal unterstützt.
Natürlich auch noch ein kleines Video
Dann bleibt mir nur noch Danke an meine Crew Frank und Thorsten zu sagen! Alles, was auf Linguini geschah bleibt auf Linguini *lol*. Danke an Gerald für die Regattabilder und Babysitting und Dank an Neptun, der uns wohl gesonnen war (hat ja seinen Anteil auch bekommen).
Und zum Ende noch der Track. Die Daten nackten Facts sind 68 SM, max SOG 7.6, max TWS 31. Schnellste Runden waren die vorletzte mit 54 Minuten sowie die letzte Runde mit 56 Minuten und die viertletzte mit 55 Minuten.
Noch ein paar Bilder von Marion. Danke!
Und ganz besonders freuen mich die Bilder die Stefan (Caipirinha) von Bord der MS Brombach aus gemacht hat!
Ein Spruch von vielen die einem seglerische Fähigkeiten näher bringen wollen. Aber was steckt dahinter?
Der Große Brombachsee ist ein Revier mit extremen Böen. Man kann sich nie sicher sein ob der anstehende 2er Wind urplötzlich eine 7er Böe reinschiebt. Ok, das wäre das Extrem, aber es gab das schon.
Unser letzter Ritt auf der Make 25 LINGUINI war geprägt von Wind und einer ordentlichen Portion Böen. Wie segelt man eine Böe oder besser: wie überlebt man eine Killerböe? Das Thema wird aktuell auch gerade im Segeln-Forum diskutiert, hier meine persönliche Meinung ausgehend von unserer Linguini und dem Großen Brombachsee.
Es gibt mehrere echte Varianten wie man Böen begegnet. Immer vorausgesetzt man hat die Möglichkeiten der generellen Anpassung wie Reff und Traveller bereits ausgereizt und befindet sich auf am Wind Kurs.
Wenn es vom Kurs her möglich ist geht man einfach auf einen offeneren Kurs und nimmt der Böe die Aggressivität
Man fiert das Großsegel auf identischem Kurs und lässt die Böe vorbeiziehen.
Beides Varianten die funktionieren aber keinen echten Gewinn im Sinne von VMG (Velocity Made Good), also dem schnellen bzw. schnelleren hart am Wind segeln zu ermöglichen.
Die dritte Variante nutzt die Böe um Höhe zu Gewinnen ohne dabei an Geschwindigkeit zu verlieren. Dazu betrachte ich mal die Physik.
Nimmt der wahre Wind in einer Böe plötzlich zu, kann man beobachten wie der scheinbare Wind raumer wird. Diese Situation kann man nutzen, um härter an den Wind zu gehen, solange die Böe anhält. Man sollte aber rechtzeitig wieder leicht abfallen, wenn der Böe die Puste ausgeht sonst riskiert man in den Wind zu schießen bzw. in dem Fall im Wind zu stehen.
Ich mal mal was…..
Nimmt der Wahre Wind in der Böe zu, wird der Schenkel des scheinbaren Windes länger. Dadurch verändert sich der Winkel des scheinbaren Windes in Richtung Raum.
Nun nutzt man genau diesen vergrößerten Winkel, um näher an den Wind zu gehen oder eigentlich seinen ursprünglichen Windwinkel einzuhalten. Im Ergebnis habe ich mehr Höhe bei gleicher Geschwindigkeit gewonnen (VMG).
Aber wie stellt man das am Besten an? Wie man eine kommende Böe erkennt, ist vielfach beschrieben. Erkenne ich das ich unmittelbar in eine Böe segle, dann kann ich ein wenig abfallen, um die Geschwindigkeit zu erhöhen und dann in die Böe einluven. Sehr anspruchsvoll, wenn man das bei starken Winden kontinuierlich macht und Pinne sowie Großschot Einhand bedient werden. Zumindest sollte man es soweit im Griff haben das sich VMG nicht verringert.
Macht man es zu zweit, dann sollte man sich weitestgehend blind aufeinander verlassen können. Kommandos laut und deutlich sind dennoch notwendig um den Großsegel-Trimm dem Kurs korrekt anzupassen. Ob man die Fock ebenfalls ständig dem Trimm anpasst, ist wohl die Frage, ob man an den Olympischen Spielen oder einer Mittwochsregatta teilnimmt. In einer 3er Crew kann man das aber wunderbar erledigen.
Als Ergänzung eine Zusammenfassung von Udo zur Segeltheorie oder viel besser, zur Segelpraxis am Brombachsee.
Wie macht man das am Brombachsee?
Für die Diskussion gehe ich von einer Windgeschwindigkeit von 7-10 kn (3bft) und in den Böen von einer Windstärke von 13 kn (4 bft) aus. Linguini ist ein Schiff mit einer hohen Segeltragzahl (5,1) und einer, im Verhältnis zur Länge, relativ großen Breite, vor allem im Bereich des Hecks. Ein breites Heck neigt dazu sich am Heckwasser festzusaugen. Deshalb ist es wichtig, das Heck zu entlasten und den Gewichtstrimm nach vorne zu verlagern. (Ausnahme: raumer Kurs unter Gennaker/Code Zero/Spinnaker)
Doch nun zu den Böen:
Bei der hohen Segeltragzahl wird das Schiff beim Einfall der Böe sofort krängen. Und da beginnt der Trick Nr. 1. Das geübte Seglerauge erkennt die herannahende Böe auf dem Wasser. Man fällt vor dem Eintreffen der Böe ein wenig ab; das Schiff beschleunigt. Nun fällt die Böe ein und der Steuermann beginnt langsam zu luven (=Trick 2) und bringt das Mannschaftsgewicht verstärkt nach Luv (hohe Kante; (Trick 3)). Die Verlagerung des Mannschaftsgewichts nach Luv führt zu einer höheren Strömungsgeschwindigkeit am Segel und steigert die Bootsgeschwindigkeit. (Pumpeffekt). Der geübte Steuermann behält in dieser die Windfäden im Auge und reagiert sehr sensibel an der Pinne.
Beim Nachlassen der Böe wird wieder die optimale Schiffskrängung durch Gewichtsverlagerung (nach Lee) hergestellt, Windfäden werden beobachtet, es geht konzentriert weiter…
Wenden
Auch hier gibt es einen schönen Trick, den jeder einmal ausprobieren sollte: Auf der Kreuz hat nahezu jedes Schiff den Drang von selbst anzuluven. Man muss nur mal die Pinne loslassen; das Boot geht i.d.R. in den Wind. Möchte man wenden, lässt man die Pinne locker in der Hand und lässt das Boot selbst luven. Die Drehung zum neuen Kurs unterstützt man durch zügiges Ruderlegen und zwar so weit, dass der Verklicker auf dem neuen Kurs anzeigt, dass man wieder den optimalen Schiffswinkel zum scheinbaren Wind erreicht hat. So gehen Wenden ohne Geschwindigkeitsverlust und ohne Überdrehen des Wendewinkels. Merke: langsam anluven und schnell abfallen Man muss verstehen: Schnelles Segeln geht mit Konzentration und viel, viel Gefühl.
Schön wars. Wir sind gestern raus und hatten erstmal etwas Respekt vor den 24 Knoten die mein, zum Glück wieder funktionierender Windmesser anzeigt. Groß im 2. Reff und die Fock erstmal aufgerollt lassen bis mein Segelpartner die Pinne der Linguini kennt. Mächtige Böen und dann relativ gleichmäßig mit ca. 18 Knoten. Fock raus und lossegeln, denn 2. Reff ohne Fock ist ziemlich uncool. Als hätte Frau Wind es gewusst ging der Wind auf 33-35 Knoten und wir beschlossen erstmal nicht weiterzusegeln und das Wetter zu beobachten. Die Wetterwerte zeigen lediglich 6.5 Bft in den Böen an. Dazu muss man wissen, der Windmesser am Hafen ist nun nicht gerade in der Position ordentliche Messwerte vom See zu liefern. Wie auch?
Nach einer kurzen Pause haben wir unsere Crew verstärkt und wieder raus bei 18-25 Knoten Westwind. Manch eine Böe lag noch spürbar darüber. Es war aber einfach nur geil. Udo an der Pinne, man merkt sofort die langjährige Erfahrung des Senioren (lol). Ich wäre wohl nicht ganz so hoch rangegangen aber es galt ja auch zu erfahren was Linguini drauf hat.
Ein bisschen Video, den Bildschirm bitte am Horizonz ausrichten 🙂
SOG max 7.8 Knoten
Max TWS = 32 Knoten
Aber eigentlich schauts gar nicht so dramatisch aus 🙂
Ein aufmerksamer Leser des Linguini Blogs hat mir noch das hier geschickt… Danke! 🙂
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