Bavaria C38 Test
Ich fand fast alles was ich bisher über das Boot, die Bavaria C38 gelesen hatte recht interessant. Ja klar, ein Stangenboot hat seine Pros und Cons. Bei den Pros dürfte wohl ausschließlich der Preis Erwähnung finden. Wirklich? Ok, die Bavaria in der ich gerade hier in Lemmer NL sitze war sicherlich billig. Also unter 150.000,-. Anders kann ich mir das nicht vorstellen.
Buchung der Bavaria C38
Wir hatten uns letztes Jahr entschlossen, die C38 zu testen. Eines von 2 sogenannten „Stangen“ oder „Serienbooten“. Die 2. ist die Jeanneau Sun Odyssey 380, die wir als 2. Boot testen werden. Die C38 mit einer guten Segelausstattung und ein wenig Komfort, der voll und ganz auf das mediterrane Segeln ausgelegt ist, die sollte es für etwa 260.000,- neu geben. 3 Jahre alt gebraucht kommt sie dann in den möglichen Rahmen dessen, was wir gewillt wären für so ein Boot auszugeben.
Enjoy Sailing Lemmer NL
Das Angebot die Yacht Montag bis Freitag zu chartern hat uns gefallen, da uns ein reines Probesegeln zu wenig wäre. Mindestens eine Nacht drauf schlafen, einmal alle Ventile und Besonderheiten kennenlernen um sich dafür zu entscheiden, seinen Blick nach diesem Boot umschauen zu lassen.
Angekommen in Lemmer war die Übernahme recht easy. Enjoy Sailing ist gut organisiert und so bekamen wir die Schlüssel pünktlichst.
Erstmal rein und die Checkliste abarbeiten. Die bezieht sich in manchen Themen auf die von Enjoy selbst erstellte Bedienungsbeschreibung und die ist komplett für die Tonne. Ob es nur an der Übersetzung liegt, kanns mir kaum vorstellen, da einige der Leute hier Deutsche sind oder einwandfrei in Deutsch kommunizieren.
Ich hatte jedoch das Eignerhandbuch runtergeladen und das half als Erstes beim Entschlüsseln der saudummen Piktogramme des Schaltpanels. Ok, wer Bavaria kennt kann da sicher was mit anfangen, ich nicht. Warum nicht den englischen Begriff dazuschreiben? Aber so ein IKEA Boot braucht eben auch eine IKEA Anleitung.
Am Ende waren es ein paar Kleinigkeiten, typische Sachen für ein Charterboot. Wichtig waren die funktionalen Sachen und das war ok.
Während dem Einräumen unseres Gepäcks kamen dann die ersten Sachen zu Tage, nach denen man bei einer Übergabe nicht wirklich schaut. Aber eins nach dem anderen.
Der Gesamtzustand so am Ende der 2. Saison des Bootes war einigermaßen traurig. Dreckiges Deck und Cockpit, nur mit Wasser nicht wegzubekommen. Ich hatte keine Decks/Cockpitreinigung gebucht, mit keinem Auge dachte ich, dass sowas extra zu buchen ist. Die anderen Boote die das gebucht hatten, sahen nicht wirklich besser aus. Der Bootsboy ist mit Wasserschlauch und Schrubber durch, so hab ich es dann selber auch versucht und der Dreck war danach sauber :-).
Der Tisch der Bavaria C38
Im Prinzip eine Platte und zwei vertikale Platten zusammengedengelt. Sitzt man an einem der Kopfenden, dann haben die Füße keinen Platz. Sitzt man an der langen Seite, stößt man sich ständig die Zehen an den dünnen Brettchen.
Diese dünnen Brettchen sind höchst professionell befestigt. 4 Baumarktwinkel nebst Schrauben, keine selbstsichernden Schrauben oder mit Loctide fixierten. Dadurch alle locker und der Tisch kann fröhlich wackeln.
Ok, dass hat man schnell behoben. Aber eine Werft mit so langer Erfahrung….
Mief in der Bavaria C38
Wie bei so vielen Charterbooten ist der Geruch unter Deck keine Freude. Dafür kann das Boot oft wenig. Hier bin ich mir nicht ganz so sicher. Der Muffelspur folgend, haben wir erstmal ein wenig veralgtes Wasser unter der Eckbank weggeputzt. Wie das dorthin kam? Keine Ahnung! Es gibt eine Verbindung zur Dusche oder Spoiler, das undichte Fenster über der Sitzecke? Dazu später.
Wie würde der Holländer sagen: Lekker! Zur Info: Das ist keine Bilge, das ist dokumentierter Stauraum!
Wenn wir dann schonmal bei den Bänken sind, da ist sehr viel Stauraum was positiv ist. Da sin aber immer irgendwelche Kabel drin oder es sind halt einfach tiefe Löcher. Unstrukturierter Stauraum ist auf Langfahrt sicherlich ok für die ein oder andere Ausstattung. Für mich bringen solche „Löcher“ nichts. Ich würde wahrscheinlich irgendwelche Boxen einpassen um das sinnvoller zu nutzen. Und die Feuerlöscher ohne Befestigung in den Stauräumen.
Jetzt ist aber jedes Abteil mit einer Holzabdeckung abgedeckt. Und damit man beim Einsetzen nicht das Hirn einschalten muss, hat man die Aussparungen und Größen für Doofe gemacht. Dadurch fallen die gerne mal in die Box. Die Kissen an den Enden halten so gut wie gar nicht auf den Klett Flecken.
Auch das ist zwar unprofessionell aber kann man sich an nem Samstag ja passende Abdeckungen anfertigen.
Die Bugkoje der Bavaria C38
Die ist mit einer Nasszelle ausgestattet. Wäre nicht unsere Wahl, aber beim Schlafen stört das eher weniger. Allerdings ist der Partner*in bei der Benutzung selbiger glockenwach. Alles ist irgendwie laut auf dem Boot. Schnappt die Türe an den Magneten, tuts nen riesen „Kadong!“. Spülung typisch manuelles Klo eben. Spoiler, das Elektro WC in der 2. Nasszelle ist noch wesentlich lauter. Gibt sicherlich auch leisere, das ist ne Vollkatastrophe.
Aber zurück zur Koje.
Wir legen uns am ersten Abend in die Koje und nach zweimal rumdrehen wusste ich, dass wird so nix. In der Nase der Geruch von Schimmel, an den Knochen immer wieder was hartes unter der Matratze.
Lattenrost Imitat Bavaria C38
So sah das dann drunter aus. Wollte sich der Vercharterer hier einen Rost sparen oder ist das Bavaria Original so? Ich kann es mir nicht vorstellen.
Man spürt durch die bereits komplett durchgelegene 10 cm Matratze jeden dieser Holzklötze die wohl eine fast schlaue Rost-Alternative darstellen sollen.
Aber schlimmer ist der Schimmel der sich am Holz breit macht. Man sieht, die Holzauswahl war keine Gute und so kriege ich kein Auge zu, wir drücken uns nach Backbord, da ist es besser.
Man sieht ganz gut die schwarzen Stellen. Riechen tut man sie weit mehr.
Am Morgen gleich bei Enjoy beschwert, die schickten eine Dame die sich dem Schimmel mit Chlorbleiche ohne Handschuhe und Mundschutz annahm. Arg viel älter dürfte die nicht werden. Nach dem Ablüften schaut es wesentlich besser aus. Tipp an Enjoy, das Holz raus, einen preiswerten Rost oder einfach eine Atmungsaktive Gewebematte drunter aber vor allem eine Belüftung des Kasten drunter. Da ist ein Wassertank aber der ganze Mief geht in den Kasten und bleibt da. Paar Löcher + Lüftungsgitter dürften ausreichen.
Und ohne die Murks Holzklötze hätte der Schalter und die Dose auch wieder Spaß, die jetzt von der Matratze abgedeckt werden und ab und an in der Nacht „Let there be Light“ singen!
Es gibt noch so einige Sachen die einem einfach den Spaß vermiesen können. Das eine ist der Regen, ok dafür kann das Boot nix. Aber das die Fenster nach 2 Saisons bereits undicht sind?
Das kleine Rinnsal auf dem Kunstleder Polster bahnte sich den Weg.
Noch so n paar Sachen auf der Bavaria C38
Wahrscheinlich kann man alles optional bestellen aber auch Charterkunden sind Menschen und eigentlich dürfte eine Werft wie Bavaria nicht solche Charter Barebones ausliefern und der Vercharterer stattet dann mit maximierter Gewinnspanne aus.
- Heizung nicht in den Nasszellen und Vorschiffkoje.
- Beleuchtung alles an oder alles aus.
- Völlig fehlplatzierte Deko Leuchten ohne Sinn.
- Keinerlei Einteilungen oder Schlingerleisten in den Schaps.
- Keine Schlingerleiste am Tisch.
- Polsterbefestigung Eckpolster hebt nicht.
- Lenzöffnung an der Ankerwinsch zu klein. Ständig zu und Siff.
Da sind noch ein paar Sachen die sich nach einiger Zeit, 3-5 Jahren, sicherlich heftiger auswirken werden, wie die schlampige Verarbeitung der Nasszelle. Fugen vergessen oder unsauber oder sie bröckeln raus (falsches Material):
Die Breite der Bavaria C38
das war es was uns eigentlich sehr interessiert hatte. So viel Breite und der voluminöse, fast schon Scow Bug, da muss sich doch, neben einem großen Cockpit um das mediterrane Leben zu genießen, auch unter Deck einiges mit anfangen lassen.
Denkste!
Bavaria hat es nicht geschafft die Breite unter Deck in sinnvolle Lösungen umzusetzen. Die Pantry könnte größer, tiefer sein, aber nein, man kann Tango tanzen. Der ganze gewonnene Raum ist, mal von etwas mehr Beinfreiheit in den Achterkammern, komplett vergeudet worden. Zumindest bei dieser Charter Ausstattung.
Wir warn tags zuvor beim Jeanneau Händler und durften uns eine SO 380 anschauen. Eine ganz andere Liga. Ok, keine Charterversion aber hier ist bereits das Standard Holz um Klassen wertiger, die große Breite wurde konzeptionell sinnvoll umgesetzt, Die separate Dusche mit Ölzeug-Schrank, eine weit üppigere Pantry mit strukturierter Ordnung statt Loch-Schaps.
Zum Abschluss der „noch nicht gesegelt“ Zeilen noch die anderen Bilder die für oder gegen sich sprechen. Hoffentlich ist Morgen der Sturm vorbei und wir können segeln. Aber selbst wenn sie unter Segel top ist, sie ist definitiv aus dem Rennen!
Noch eine Notiz, der Niedergang lässt sich mit dem Witz-Beschlag nicht von innen sichern.
Ach und da war noch die Heizungs Kontrolleinheit:
Noch was an Enjoy Sailing
Die Informationen auf eurer Seite nennen Teile der Ausstattung und die Bilder suggerieren, dass der Rest der Ausstattung den Bildern folgend, am Boot vorhanden ist. Da ich keinen Musterhinweis fand, ging ich von einer C38 mit 4 Winschen aus. Für einen aktiven Segler das Mindeste. Das die Schaluppe nur 2 Winschen am Niedergang hat ist ein echtes Armutszeugnis. Großschot, Rollleinen Groß und Fock, Kicker bei viel Wind und Böen geht halt gar nicht. Auch hier müsste aber Bavaria eine seglerisch vernünftige Mindestausstattung vorschreiben bzw. es gar nicht anders liefern.
Aber in jedem Fall fühlt man sich ein wenig verarscht, neben dem Pflegezustand, den ich aber mal auf das Saisonende schiebe.
TBC wenn wir dann gesegelt sind.
Leider kein TBC. Regen, Kälte und 6+ Beaufort lassen uns unseren Kurzurlaub abbrechen. Keine Segelerfahrung mit der C38, schade!
Der Checkout bei Enjoy war easy und schnell. Ok, gab ja auch nichts zu checken.
Weiterlesen
Neueste Kommentare