Anfahrt Kappeln – Der Drama Day der Odysee Ostsee 2018

Unsere Anfahrt nach Kappeln

Untertitel: Aufgeben is nicht!

Die Abfahrt

0530, Leinen los! Wir fahren mit unserem Boot hinten angehängt los. Kommen gut durch. Die Strecke langweilig und so groove ich mich auf den Takt des Trailers ein. Und der Takt ist heftig. Die A7 macht ihrem Ruf alle Ehre. Trotz idealem Gewicht an der Deichsel bockt der kurze Radstand des Tiguans recht ordentlich. Wir sehnen uns nach französischen Autobahnen. Doch immer wieder ist auch ein gutes Stückchen Asphalt unter den Reifen und wir kommen mit 90 Km/h gut durch. Wir sind auf Höhe Hannover. Ab hier beginnt, was ich ab jetzt unser Nightmare on Earth nenne.

The Nightmare

Wir fahren auf den Rasthof Seesen Ost. Viel los hier. Passanten laufen von den Parkplätzen zum Restaurant, ganze Busladungen auf die man achten muss. Der LKW Parkplatz ist durch einen LKW versperrt. Ich orientiere mich nach den PKW+Anhänger Wegweisern und gebe Acht niemanden über den Haufen zu fahren.  Anja sagt mir, da ist 3,20 Höhe. Ich realisiere das überhaupt nicht, nach den Fußgängern schauend, fahren wir in ein höhenbegrenztes Areal ein.

Das sind zwei rot weiße Stahlplatten mit etwas Platz in der Mitte um die LKWs daran zu hindern in den Parkplatz für PKWs einzufahren. Ich hatte wohl genau die Mitte erwischt. Alles gut! So halten wir dann um kurz zu pinkeln. Auch hier habe ich nicht registriert, dass wir in einer höhenbegrenzten Zone sind. Beim Ausfahren dann dasselbe von hinten.

Die Platten sind nun nicht mehr rot/weiß sondern grau und ich fahre auch nicht mehr mittig durch.

Ein gewaltiger Schlag, ein Knall und mir drang es durch Mark und Bein. Angehalten, raus und ….. Mastbruch! Mit dem Mast gegen die Begrenzung. Mast bei 1.5 Meter hing nur noch an einem Zentimeter Alu, eine Saling und der Antennenhalter verbogen.

Wir stehen da und fallen uns in die Arme. Ergeben uns in eine absolute Ratlosigkeit. Alle Vorbereitungen, die Vorfreude mit einem dummen Moment dahin. Eigentlich hätte ich heulen können, wenn nicht die Wut auf mich selbst dominiert hätte. Das Gefühl war unbeschreiblich schmerzhaft. Klingt vielleicht doof, aber wie wenn man einen guten Freund verliert!

Was tun? Ich mache Fotos, sichere den Mast beziehungsweise die beiden Mastteile aneinander und wir kehren um. Was hätten wir sonst machen können? In meiner Panik versuche ich gleich einen Mastbauer zu erreichen, Texte mit den Seglern beim Kappelner Forumstreffen wo wir morgen Abend eigentlich mit Linguini einlaufen wollten. Vielleicht geht neuer Mast ja auch ganz schnell. Einen Mastbauer an der Ostsee? Ja die gibt es, aber die warten nicht auf uns. Das Profil ist nun auch nicht weit verbreitet und die Versicherung hat da ja auch ein Wort mitzureden. Wir fahren weiter.

Die Rückfahrt war von Schweigen geprägt. Mir lief ab und an eine Träne über die Wange. Die ganze Vorbereitung, die ganze Freude und diese, meine unwahrscheinliche Dummheit!
Nach insgesamt 14 Stunden Autofahrt kommen wir in Gunzenhausen an. Stellen Linguini bei JW Bootsservice ab, mit dem ich unterwegs telefoniert habe. Wir räumen ein paar Sachen aus dem Boot und ab nach Hause.

Zu Hause war ich erst einmal komplett entladen. Ich schlief trotzdem sehr schlecht. Am Morgen hatte ich dann den Mastbauer am Telefon der das Rigg der Make 25  gebaut hatte. Das war nicht einfach, denn er galt an seinem ursprünglichen Standort als pleite, was sich zum Glück als doofes Gerücht herausstellte. Am neuen Standort am Bodensee fündig geworden. Puuuh! Vom Vorbesitzer hatte ich bereits die ursprüngliche Rechnung über das Rigg erhalten. Ich haben die Schadensmeldung an die Versicherung abgeschickt und uns überlegt, was wir nun machen.

Wir waren auf der anderen Seite auch froh unsere Frieda wiederzuhaben. Aber irgendwie muss der Urlaub doch noch zu retten sein. Die Alternativen waren Ferienhaus in Frankreich, wo wir uns mit unserem Hund an die ewig langen Strände legen könnten.

Oder ein Segelboot chartern. Ich würde in der Bretagne ständig an das Unglück denken und so war der Gedanke, doch noch zu segeln und ein Boot zu chartern stärker. Letzteres müsste natürlich sehr flott gehen und wir durchsuchten sogleich die Angebote. In Deutschlands Süden sind noch Sommerferien. Entsprechend hoch die Preise und wirklich dünn das Angebot. Große, also ganz große Boote gab es massig. Schiffchen bis 35 Fuß eher nicht.
Bei einer privaten Charteragentur bin ich dann auf eine Contest 33 gestoßen, die auch noch verfügbar war. Eine Anfrage gestartet und mit der Agentur telefoniert. Würde klar gehen. Agent sagt von sich aus, das Boot sei in einem hervorragenden Pflegezustand.

Ok, die Bilder sind sicherlich 20 Jahre alt, wenn ich die aktuellen Bilder des Eigners auf seiner Firmenseite und die Bilder auf der Website vergleiche.
Egal, wir hatten schnell richtig Lust auf die Contest. Ich holte mir noch ein paar wertvolle Tipps von Spuirrel, ein Contest 33 Eigner aus dem Segeln-Forum. Die steigerten unsere Vorfreude zusätzlich.

Just in der Nacht begann Frieda heftig zu husten. Nun hört sich ein Hund, wenn er hustet, bei weitem nicht so an wie ein Mensch. Zuerst denkt man der Hund erstickt, dann würgt er und röchelt und wir hatten gerade gedacht jetzt passt endlich alles. Es hört sich wirklich angsterregend an, wenn man das zum ersten Mal hört und unser Plan stand wieder auf wackeligen Beinen.

Montag fuhr ich dann los und holte Linguini in Gunzenhausen ab um sie an den Bodensee zu ziehen. Anja ist mit Frieda beim Veterinär um den Husten zu klären. Es ist zum Glück nur eine relativ einfache Halsentzündung. Also nichts was uns beunruhigen müsste. Tabletten und in einigen Tagen ist es gut. Trotzdem fällt es verdammt schwer Frieda hier zu lassen. Bei unserem Nanny (Nanno) und seinen beiden „Fußhupen“ ist sie aber in sehr guten Händen.

Ich hab das Boot nach guten 4 Stunden am Bodensee und vor Ort mit dem Chef von Plan & Tat alles besprochen. Neuer Mast wie gehabt, ein Stromkabel weniger dafür ein Fall am Top mehr. Antennenkabel bekommt er von mir geliefert, die Antenne mach ich dann selber dran. Ohne Boot zurück nach Hause. Gepackt und am Dienstag früh ging es los nach Kiel.

Die Strecke war uns irgendwie vertraut. Eine eigentümliche Begegnung auf der A7 und der Fahrer reagierte weder auf unser Hupen noch auf unser Winken. Wir lauschten dem Radio und warteten eigentlich nur auf ein „Fahrrad auf der A7…..

Wir hielten nochmal am Seesen Ost und ich fotografierte diese dammischen Begrenzungen nochmals für die Versicherung.

In Kiel angekommen haben wir noch einiges an Zeit da wir das Boot erst ab ca. 19 Uhr übernehmen können.

Kiel ist irgendwie wie ne leere Dose Fisch. Riecht nach Fisch, ist aber keiner drinne. Eine ausdruckslose Stadt aber wir sind hier ja nicht auf einem Städtetrip oder wir haben die schönen Ecken einfach in der Kürze nicht gesehen. Wir holen das nach!

 

Wir holen den Eigner aus seinem Laden ab und fahren gegen 18:30 Uhr an den Hafen Stickenhörn.

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